Bremshügel – oft genutzt in Zonen, wo man Autofahrer dazu zwingen möchte langsamer zu fahren – erfreuen sich scheinbar höchster Beliebtheit bei der Kanarischen Regierung und/oder deren Gemeindevorsitzenden. Deren Sinn soll es sein, den Verkehr zu verlangsamen – und das ist auch deren einziger Vorteil, wie ich euch hier näherbringen möchte.
1. Bremshügel sind schlecht für die Umwelt
Ein sehr wichtiger und damit auch der erste Punkt dieser Liste. Bremshügel an den falschen Stellen führen neben einer (gewollten) Verlangsamung des Verkehrs auch zu einem massiv erhöhten Emissionsausstoß der beteiligten Fahrzeuge. Da die lokale Schadstoffbelastung steigt, je langsamer sich Autos bewegen ist eine physikalische Tatsache – nicht die Geschwindigkeit ist hier relevant, sondern die Drehzahl des Motors in Relation zur zurückgelegten Strecke – die Motoreffizienz auf einer Straße mit Bremshügel tendiert gegen null oder sogar ins negative (Bremsen, Beschleunigen, Bremsen) – am schadstoffärmsten ist sogenannter gleichmäßiger Fließverkehr.
Auf den Kanaren gibt man auch gerne einem Kreisverkehr den Vorzug zu einer Kreuzung, was eine ausgezeichnete Idee ist, da so der Verkehr am flüssigsten läuft – und das schont die Umwelt! Platziert man nun Bremshügel an jeder Ein-/Ausfahrt des Kreisverkehres ist dieser Vorteil effektiv vernichtet.
2. Lärmbelästigung
Neben den erhöhten Schadstoffwerten in der unmittelbaren Umgebung von Bremshügeln ist auch die erheblich gesteigerte Lärmbelästigung zu erwöhnen. Dazu geht vor allem der Lärm durch Beschleunigungsmanöver nach dem Bremshügel aber auch der generell gesteigerte Lärmpegel durch Herabsetzung der Straßenkapazität, womit wir zum nächsten Punkt kommen..,
3. Verminderung der Straßenkapazität
Jede Straße gewährt aufgrund Ihrer Struktur eine gewisse Menge an Durchsatz für den Straßenverkehr. Bremshügel verhindern diesen Durchsatz maßgeblich. Das kann manchmal erwünscht sein um den Verkehr auf andere Straßen umzuleiten – aber dann sollte auch eine Umfahrungsmöglichkeit gegeben sein. Auf den Kanaren ignoriert man dies gekonnt und platziert wild auf 2-spurigen Durchzugsstraßen ohne Umfahrungsmöglichkeit.
4. Beschädigungen und erhöhter Verschleiß an Fahrzeugen
Ein offensichtlicher Grund – ein normales Auto ist für Straßen gebaut, nicht für unbefestigte Feldwege. Ein Bremshügel ist dabei in seiner Belastung auf das Fahrzeug nichts anderes als eine unbefestigte Straße oder ein Schlagloch. Die Auswirkungen auf das Fahrzeug können teilweise heftig sein, angefangen an schneller abgefahrenen Reifen durch die Schräge Aufprallfläche der Reifen (gut sichtbar an den Gummiabriebspuren an der Bremshügelflanke) bis hin zum frühzeitigen Ablegen von Stoßdämpfer und Achsaufhängung. Letzteres wird bei einer Reperatur sehr teuer. Lautes Gerappel im und am Fahrzeug sind die eine Folge, massive Verschlechterung der Fahreigenschaften des Fahrzeuges die andere.
5. Behinderung von Einsatzfahrzeugen
NIcht nur Autofahrer müssen über Bremshügel, nein auch Einsatzfahrzeuge, wie Feuerwehr, Rettung oder Polizei. Speziell Rettungsfahrzeuge sind aufgrund Ihrer “Fracht” meist nicht in der Lage einen Bremshügel schneller als mit Schrittgeschwindigkeit zu überfahren. Die Reaktionszeiten von Einsatzfahrzeugen werden damit maßgeblich vermindert diese Minuten können über Leben und Tod entscheiden – wer möchte schon an einem Herzinfarkt sterben, nur weil der rettende Krankenwagen nicht rechtzeitig über 10 Bremshügel fahren konnte?
6. Unbehagen und Wirbelsäulenschäden
Das häufige Überfahren von Bremshügeln schädigt nachweislich die Wirbelsäule – ähnlich wie wie andere schlecht oder unzureichend abgefederte Stösse – bei Bremshügeln wirkt die sitzende Position des Fahrers dabei doppelt negativ auf die Belastung der Wirbelsäule. Diese Schäden wirken auf Fahrer und Beifahrer. Im Falle von öffentlichen Verkehrsmitteln wie bspw. Busse besteht außerdem erhöhte Stolper- und Sturzgefahr.
7. Bremshügel beeinflussen die Statik von angrenzenden Bauwerken
Das Überfahren von Bremshügeln löst Vibrationen im Untergrund aus (durch die Flanke entstehen starke Aufprallkräfte die in den Untergrund abgeleitet werden) – auch hier gut sichtbar an den Gummiabriebspuren der Bremshügelflanke. Diese Schockwellen und Vibrationen können nachweislich nahestehende Bauwerke beschädigen – in UK wurde daher eine offizielle Richtlinie beschlossen, die das platzieren von Bremshügeln im Umkreis von 25 Metern von Brücken, U-Bahnen oder Tunneln verbietet.
8. Ungewollte Verkehrsverlagerung
Viele Autofahrer sind nicht gewillt die permanente Schädigung durch Bremshügel über sich ergehen zu lassen mit dem Resultat, dass einger Verkehr ungewollt durch Wohnstraßen fährt, obwohl dies nicht nötig wäre.
9. Wirtschaftlicher Schaden
Autofahrer erleiden erhöhte Kosten durch gesteigerten Kraftstoffverbrauch, gesteigerten Wartungsaufwand, erhöhten Bremsenverschleiß und Anbauteile – wie oben schon erwähnt führt das zu verminderter Verkehrssicherheit der Fahrzeuge. Rechtlich ist es quasi unmöglich Schäden durch einen Bremshügel geltend zu machen.
10. Blendfaktor
Wenn Fahrzeuge mit Licht über einen Bremshügel fahren, zwingt dies den Lichtkegel in Augenhöhe. Dies führt zu Irrationen von Gegenverkehr, Fussgängern aber auch von Anwohnern – außerdem kann dieses Phänomen als Lichthupe misverstanden werden, was zur Verwirrung von Verkehrsteilnehmern führen kann (man blinkt ja gerne hoch, wenn man jemandem Vorrang geben möchte bspw.) – dies erhöht die Unfallgefahr.
11. Psychologisch Falsch
Interessanterweise ist es so, dass die meisten Bremshügel weniger Auswirkungen haben, je schneller man darüber fährt – die flachen Bremshügel bspw. verlieren ab 80 km/h vollkommen Ihre Wirkung – man spürt sie nicht mehr.
Dazu kommt, dass ein Bremshügel IMMER einen Nachteil für den Fahrer bedeutet, ungeachtet der Tatsache, ob der Fahrer besondern langsam unterwegs ist oder nicht. Verkehrspsychologisch betrachtet wirkt ein Bremshügel kontraproduktiv.
Die “Wirkung” des Bremshügels variiert außerdem nach Fahrzeugtyp: Motorräder gleich null, Geländewagen mässig, Sportwagen erheblich.
12. Verminderung der Bremsfähigkeit
Ein Bremshügel minimiert die Bremsfähigkeit eines Fahrzeuges. Beim Auffahren auf den Bremshügel entsteht durch die Trägheit) ein Impuls der entgegengesetzt zur Schwerkraft wirkt (das Auto wird ausgehebelt) – die Reifen verlieren den notwendigen Bodenkontakt oder erfahren minimierte Haftung – da die Reifen der einzige Kontakt zwischen Bremsen und Boden sind, ist klar, dass dies Auswirkungen auf Fähigkeit hat sein Auto im Notfall zum stoppen zu bringen. Im schlimmsten Fall bedeutet das, dass man ein unvorsichtiges Kind überfährt, weil man statt zu Bremsen nur das subtile Rattern des ABS Systems erlebt.
Die Geschwindigkeit spielt hierbei keine Rolle, ein Kind, dass unter ein Auto gerät wird bei jeder Geschwindigkeit schlechte Karten haben.
In Playa del Ingles geht dies sogar soweit, dass man Bremshügel auf einer Hauptstraße genau 5m vor die Einfahrt in einen Kreisverkehr platziert – ist man sich dessen nicht bewusst und erkennt den Bremshügel zu spät, so ist eine Bremsung wirkungslos, ohne Bremshügel hätte man mehrere Meter für eine normale Verzägerung gehabt, mit bremshügel fehlen plötzlich bis zu 10m – man kann das häufig beobachten. Unnötiges Sicherheitsrisiko.
13. Kosten
Die Platzierung von Bremshügeln kostet Geld. Mehrere Tausend Euro und die Haltbarkeit ist ziemlich begrenzt – oft brechen Teile aus (weitere Beschädigungsgefahr für Autoreifen) oder müssen aus anderen Gründen ersetzt werden.
Man stellt sich beinahe die Frage, warum man Schlaglächer überhaupt repariert, da sie an und für sich nicht’s anderes sind als ein natürlich gewachsener Bremshügel, mit denselben Vor- und Nachteilen.
Die Straße unmittelbar vor und nach einem Bremshügel tendieren außerdem zur Bildung von Schlaglöchern, Rissen oder Absenkungen, was zu erhöhten Straßenwartungskosten führt.
14. Verlagerung der Aufmerksamkeit des Fahrers
Ein eher subtiles Problem von Bremshügeln ist die Verlagerung der Aufmerksamkeit des Fahrers weg vom Verkehrsgeschehn hin zur Flanke des Bremshügels – immerhin will man keinen Schlag ins Kreuz bekommen oder sein Auto beschädigen, daher konzentrieren sich Fahrer subtil eher auf die Flanke des Bremshügels als um bspw. querenden Fussgängerverkehr – im Zweifelsfall kann dies schreckliche Auswirkungen haben.
15. Unflexibel auf das Umfeld
Dieser Punkt war bereits bei permanenten 30er Zonen im Gespräch. Eine 30er Zone in der Nähe von Schulen macht durchaus Sinn – wenn die Schule den als maßgebender Faktor überhaupt gilt. Denn in der Nacht, oder an Wochenenden ist eine Schule keine größere Risikozone als jedes andere Gebäude – weswegen man vielerorts bereits dynamische 30er Zonen eingeführt hat, die nur dann gelten, wenn dies tatsächlich notwendig ist. Bremshügel gelten immer, sie wirken immer, auch wenn es sinnlos ist.
Wirken Bremshügel überhaupt Unfallvermeidend?
Mehrere Berichte und Studien in diese Richtung konnten keinen größeren Einfluss als 5% (quasi keinen) feststellen – bezogen auf diese kleine Nummer sieht man Bremshügel als sehr kostenintensive und ineffiziente Möglichkeit der Unfallvermeidung an – wir wissen heute über viele andere Möglichkeiten, die nicht nur weniger Kosten produzieren sondern gleichzeitig auch funktionieren.
Die meisten Quellen kann ein interessierter Leser auch auf den entsprechenden Seiten der Wikipedia finden – ich würde die englische Wikipedia empfehlen, da sich speziell in Großbritannien und Amerika bereits viel früher der sogenannte Bremshügelwahnsinn ausgebreitet hat und durch mitwirken vieler Beteiligter wieder normalisiert hat.
Am Ende soll es Autofahrer dazu bringen, langsamer zu fahren – zu diesem Zweck hat man vor einigen Jahrzehnten sowas wie Tempolimits erfunden – eine tolle Sache. Tempolimits scheinen an Gültigkeit verloren zu haben, den sonst müsste man ja nicht stattdessen Bremshügel bauen.
Aber auch, wer sich ans Tempolimit hält, wird durch den Bremshügel bestraft – und keiner wird ernsthaft erwarten, dass man eine Verbindungsstraße mit Schrittgeschwindigkeit durchfährt.
Es wird Zeit, dass dieser Schwachsinn aufhört.
Ich kann es bei Gott nicht verstehen, dass sich nicht ein paar gescheite Rechtsanwaelte zusammentun und eine Sammelklage gegen diesen Bloedsinn einreichen, denn mit Sicherheit wuerden sich die Gemeinden dazu entschliessen muessen, diese Schikanen wieder zu eliminieren.
Eine Klage würde denke ich nicht viel bringen, es fehlt die Rechtsgrundlage – und fadenscheinige Argumente für Bremshügel lassen sich bei Unsachkundigen schnell auf die Beine stellen – hilfreich wäre eigentlich nur, wenn die Anwohner eine Sammelbeschwerde bei der Gemeinde einbringen würden und die Entfernung fordern – dann müsste das auch gemacht werden – aber genau das wird vermutlich nie passieren, denn gibt es tatsächlich Leute, die über die Nachteile der bremshügel kaum was wissen und diese sogar gut heißen (großteils Fußgänger) – schade, aber ist leider so. Hilft nur Aufklärung und Appelieren an den gesunden Menschenverstand 🙂
. . . wenn ich sowas in frankreich oder den niederlanden erlebe . . . finde ich das nicht angenehm . . . aber die geschwindigkeit wird reduziert . . .